Pixelio, Pixabay, Unsplash & Co.
Header-Foto: SonnyTunny/iStock
Mehr als zwei Millionen Fotos – und alle kostenlos! Damit wirbt eines der zahlreichen Gratis-Bildportale im Internet. Pixelio, Pixabay und Unsplash sind nur einige der Bildanbieter, für deren Fotos Ihr keinen Cent zahlen müsst. Die Plattform Pixabay zum Beispiel beschreibt sich als Community, die Fotos ganz ohne Urheberrechte mit anderen teilt. Eine Verwendung selbst für kommerzielle Zwecke sei sicher und auch eine Quellenangabe nicht nötig. Das klingt fast zu schön, um wahr zu sein. Wozu sollte ich für etwas zahlen, was ich woanders umsonst haben kann? Dieses Thema wird mich sicherlich auf meinem Blog noch sehr häufig beschäftigen. Denn aus meiner Sicht lauern bei den Gratis-Portalen sehr viele Gefahren!
Beispiel-Recherche bei zwei Anbietern
Für diesen Blog-Beitrag habe ich mir einen der kostenfreien Anbieter und eine der Bildagenturen im mittleren Preis-Segment herausgepickt und eine Beispiel-Recherche durchgeführt. Meine Stichwörter waren „Familie“ und „Urlaub“. Mit einer Trefferquote von ungefähr 900 Bildern liegt das Umsonst-Portal weit hinter der regulären Bildagentur mit knapp 90.000 Treffern. Auf den ersten Blick sind die Fotos des Billig-Anbieters auch von der Motivik her sehr klischeehaft, gestellt und wirken teilweise nicht besonders professionell. Was allerdings meine besondere Aufmerksamkeit erregt, sind die zahlreichen Fotos, auf denen Personen abgebildet sind, darunter auch Kinder. Denn hier ist besondere Vorsicht bei der Veröffentlichung geboten!
Das Persönlichkeitsrecht ist wichtig
Die Veröffentlichung eines Fotos ist nämlich mit der Beachtung zahlreicher Rechte verbunden, von denen eines das Persönlichkeitsrecht ist. Es ist nicht erlaubt, eine Person ohne deren Einverständnis zu fotografieren und das Foto zu verkaufen beziehungsweise zu veröffentlichen. Dazu benötigt man ein so genanntes Model Release. Damit erklärt sich der Fotografierte einverstanden, dass sein Foto vermarktet wird. Besonders die Aufnahmen von Kindern sind heikel, denn Kinder und Jugendliche sind besonders schutzwürdig.
Natürlich werden mir auch bei der kostenpflichtigen Bildagentur zahlreiche Fotos mit Kindern und Jugendlichen angezeigt. In den Infos zu den Fotos ist jeweils vermerkt, dass ein Model Release vorhanden ist. Auch auf den Credit, also den notwendigen Bildnachweis, wird ordnungsgemäß hingewiesen. Davon beim Gratis-Anbieter auf den ersten Blick keine Spur. Dort lese ich lediglich von einer freien kommerziellen Nutzung und davon, dass kein Bildnachweis nötig sei. Auf einer Unterseite gibt es immerhin ausführliche Erklärungen zu den Themen Modellfreigabe und Fotografier-Erlaubnis. Diese sind jedoch allgemeiner Natur und beziehen sich nicht auf einzelne Bilder. Ich kann jedenfalls als Bildnutzer nicht eindeutig erkennen, ob die abgebildeten Personen ihre Einwilligung zur Veröffentlichung gegeben haben.
Rechtliche Unsicherheit bei Gratis-Fotos
Und genau diese rechtlichen Unsicherheiten sind ein Grund, warum ich dringend davon abrate, kostenfreie Fotos zu verwenden. Dabei geht es nicht nur um das erwähnte Persönlichkeitsrecht, sondern genauso um Urheber-, Nutzungs- und Markenrechte. Um nur einige zu nennen. Wenn ich ein kostenloses Bild herunterlade und es für meine Produkte nutze, gehe ich ein hohes Risiko ein, dass diese Rechte nicht abgeklärt wurden. Es ist sogar wahrscheinlich, denn bei den kostenfreien Bilddatenbanken handelt es sich ja eben nicht um eine „seriöse“ Bildagentur. Eine solche Agentur sorgt nämlich dafür, dass die Bildrechte, soweit möglich, geklärt sind. Der Bildeinkäufer kann sich in der Regel darauf verlassen, dass er keine Abmahnungen zu befürchten hat, wenn er ein Foto veröffentlicht. Ein Anbieter von kostenfreien Bildern kann noch nicht einmal garantieren, dass die Fotos auf seiner Website wirklich von demjenigen stammen, der sie hochgeladen hat. Denn wie überall, gibt es auch hier schwarze Schafe, die fremdes Bildmaterial als ihr eigenes ausgeben. Niemand kontrolliert wirklich, wer Bilder auf Gratis-Portalen einstellt und aus welchen Quellen sie stammen.
Saftige Strafzahlungen drohen
Was kann passieren, wenn Ihr ein kostenloses Fotos verwendet habt, dessen Rechte nicht geklärt wurden? Im schlimmsten Fall bekommt Ihr Post von einem Anwalt und Euch droht eine saftige Strafzahlung. Bei einigen Amateurfotografen, die ihre Bilder bei den kostenlosen Portalen einstellen, scheint es ein Hobby geworden zu sein, ihre Honorare auf dem Wege einer Klage einzukassieren. Und inzwischen haben sich auch viele Anwälte auf das Abmahnwesen im Bildbereich spezialisiert. Eigentlich wolltet Ihr doch nur sparen und müsst am Ende vielleicht hunderte von Euro an Strafe und Anwaltskosten zahlen. Ganz schön teuer oder?
Werteverfall des Mediums Foto
Darüber hinaus tragen die kostenfreien Bildanbieter aus meiner Sicht massiv zum Werteverfall des Mediums Foto bei. Und damit meine ich nicht in erster Linie den monetären Aspekt. Die digitale Technik hat dazu geführt, dass es Fotos im Überfluss gibt und selbst renommierte Medien aus Kostengründen immer häufiger zu Billigprodukten greifen. Oder sogar zu kostenfreien Fotos. Professionelle Fotografen, die erheblichen Aufwand in ihre Ausbildung und in die Produktion von Fotos stecken, bleiben auf der Strecke. Ist der Schnappschuss eines Hobby-Fotografen genauso viel wert wie ein Foto des Profi-Fotografen, dem ein ausgefeiltes Konzept und eine stundenlange Fotosession vorausgegangen ist? Ich meine, diese Fragestellungen dürfen nicht vernachlässigt werden. Ein gutes Bild hat meiner Meinung nach seinen Preis. Es gibt mittlerweile viel zu viele beliebige Fotos, die reine Massenware sind. Und die leider unsere Sehgewohnheiten auf keine gute Weise langsam aber sicher verändern. Die Gratis-Bilder aus dem Internet tragen dazu bei.
Mein Rat: Verwendet möglichst keine Gratis-Fotos aus dem Internet und schon gar keine, auf denen Personen abgebildet sind!